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Nov 21, 2013

Gespräche mit Landgut-Besitzern: Francesca Papafava, Teil 2

Francesca Papafava mit zwei Mitarbeiterinnen, Saba und Anna.
So festlich gedeckte Tische gibt es natürlich nur bei ganz großen Anlässen – zum Beispiel einer Hochzeit...
Liebevoll gedeckt, bis ins allerletzte Detail: Das ist typisch für Frassanelle.
Der Portico in Abendstimmung. Der freie Tisch wartet vermutlich auf Sie.....

Im vorletzten Blog, vielleicht haben Sie ihn gelesen, erzählte mir Francesca Papafava von der Geschichte ihres Landgutes und verriet auch ein paar Details aus ihrem Familienleben. Natürlich fragte ich sie auch nach der Gegenwart – und der Zukunft.

Katharina: Wie viele Mitarbeiter hast Du derzeit auf Frassanelle? Wie lange sind sie schon da?

Francesca: Wir haben derzeit 9 Angestellte, der älteste ist unser Gärtner, er ist schon 75.

Wie siehst Du Dein Verhältnis zu ihnen?

Am liebsten wäre mir, sie würden meine Geschäftspartner….

Du kannst sie jetzt ruhig auch ein bißchen beschreiben….

Weißt Du, sie kommen teilweise aus anderen Ländern. Saba zum Beispiel ist Äthiopierin, sie ist seit Anfang an bei uns dabei. Ursprünglich hat sie auf meinen Sohn aufgepasst, als er noch ein Baba war, und sie ist phantastisch mit Kindern. Sie spielt mit ihnen und macht für sie Pommes Frites oder Mailänder Schnitzel und ist immer gut gelaunt. Viele Gäste mit Kindern hätte Saba am liebsten gleich mitgenommen. Vielleicht kommen deshalb auch so viele immer wieder. Oder wegen Anna. Anna macht die Rezeption und weiß alles, was in und um das Gut passiert. Wenn sich ein Gast einmal aufregt, kann sie ihn wunderbar beruhigen.

Was war eigentlich dein schrecklichster Gast?

Oh, einmal hatten wir einen Herren aus Deutschland, der regte sich fürchterlich auf, weil wir keine Schlüssel für die Badezimmertüren hatten. Ich hatte gerade angefangen, zu vermieten und keinerlei Erfahrung. Er schrie und ich fand es unglaublich.

Und welche Gäste haben Dich am meisten beeindruckt?

Einmal kam ein Kunstsammler aus Frankreich. Wir mussten die Betten wieder abziehen und die Bettwäsche wegräumen, denn er und seine Frau schliefen nur in Laken aus Ziegenleder.

Und dann haben wir eine Familie aus Russland, sie kommen seit 6 Jahren zu uns. Als ihr jüngstes Kind 4 war, sollte es eine Aufnahmeprüfung am Moskauer Konservatorium für Musik machen. Die Mutter schrieb, sie könne nur nach Frassanelle kommen, wenn es ein Klavier gäbe, und ich solle ihr das bitte bestätigen. Zufällig hatten wir kurz vorher ein Klavier geschenkt bekommen, also klappte es. Nach den Ferien bestand das Kind die Aufnahmeprüfung und gewinnt seitdem Preise auf der ganzen Welt. Und jedes Jahr kommen sie 2 Wochen hierher und machen Ferien. Dann ist ganz Frassanelle erfüllt von wunderbarer Klaviermusik. Diesen Sommer schon zum 7. Mal.

Was wünscht du Dir von deinen Gästen?

Nun, ich wünsche mir, dass sie Frassanelle genauso lieben wie ich. Und dass sie sehen, wie viele Mühe wir uns geben, selbst bei den kleinsten Dingen. Außerdem schätze ich konstruktive Kritik, wenn sie uns Tipps geben, wie man etwas verbessern kann.

Die Italiener haben die Banken erfunden. Was empfindest Du bei der Euro-Krise?

Oh je. Ich habe jetzt die erste Hypothek zurückzahlen können und nun wollte ich eine zweite aufnehmen, um die Restaurierungsarbeiten fortzusetzen. Aber die Bank hat mir untragbare Bedingungen angeboten. Ich verstehe es nicht, es gibt Modelle, was 10 Euro, die nicht auf der Bank liegen, am Markt alles bewegen können, wie viele Leute davon profitieren. Den Banken scheint das egal zu sein. In der Vergangenheit haben sie mir sehr geholfen, jetzt fühle ich mich im Stich gelassen.

Stelle Dir vor, Geld spielt keine Rolle. Was würdest Du in deinen kühnsten Träumen mit Frassanelle machen?

Ich träume keine kühnen Träume, ich bin da ganz bodenständig. Ich wünsche mir, dass Frassanelle sich selbst erhält. Ich hätte gerne biologische Landwirtschaft, Früchte und Gemüse, vielleicht noch ein paar Kühe und Ziegen, um gutes Fleisch und guten Käse zu produzieren. Vielleicht würde ich aus der Villa noch ein Hotel machen. Ich liebe es, Gäste zu bewirten, sie mit Musik, Literatur, Theater und phantastischem Essen zu verwöhnen, wie es von Anfang an die Bestimmung der Villen des Veneto war. Und dann würde ich gerne Künstler einladen, aus aller Welt, und von allen würde ich gerne eine Arbeit besitzen. Ich möchte, dass Frassanelle ein lebendiges, quirliges Zentrum des kulturellen Lebens wird und Mittelpunkt meiner riesigen Familie.

Francesca, das klingt wunderbar. Du wirst es schaffen…..

Und in 2 Wochen wird es noch eine kleine, abenteuerliche Frassanelle-Geschichte geben.

Bis dann,

Katharina's Italy