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Oct 9, 2019

DAS FEST DER MADONNA DELLA SALUTE IN VENEDIG

Für das Festival wird jedes Jahr eine temporäre Brücke errichtet, der Ponte Votivo. ©notizie Comuni-italiani.it
Vor dem Eingang der Basilika ersteht jeder Gläubige eine weisse Votiv-Kerze. ©notizie Comuni-italiani.it
Seit dem Pest-Jahr 1630 wird das Fest der Madonna Della Salute jedes Jahr gefeiert, ©Stefano Montagner
Nachdem sie ihre Seelen gestärkt haben, verlangt auch der Körper der Gläubigen nach Nahrung.
Die Castradina, eine kräftige Fleischbrühe, gibt es nur am 21. November.

Oft werde ich gefragt, welche die beste Jahreszeit ist, um Venedig zu besuchen. Und stets antworte ich: „Außerhalb der Saison, am besten im Winter. Und wenn Sie die Serenissima von einer ganz besonderen Seite kennenlernen wollen, pulsierend und spirituell, dann sollten Sie am 21. November kommen“.

Jedes Jahr am 21. November holen sich die Venetianer ihre Stadt zurück, mit feierlicher Inbrunst begehen sie das Fest der Madonna della Salute. Es hat seine Anfänge im 17. Jahrhundert, um des Endes der Pest zu gedenken. Die Seuche hatte 1630 und 1631 der Stadt verheerende Verluste abgetrotzt. Nachdem sie eine Votivkerze erstanden haben und sich geduldig in die langen Schlangen eingereiht haben, besuchen die Einheimischen ihre Basilika, die Santa Maria della Salute. Sie liegt am anderen Ufer des Canal Grande, genau vis-a-vis von unserem Palazzo Ca’nova und ist ein barockes Kleinod. Dort erheben sich dann die Gesänge und Gebete in ergreifenden Wellen.

Am Canal Grande wird eine temporäre Brücke errichtet, die 80 m lange Ponte Votivo. Sie steht nur vom 18. Bis 22. November und erlaubt den Gläubigen, die Basilika direkt von den anderen Stadtteilen zu erreichen.

Und noch eine andere Zahl, die Sie in Erstaunen versetzen wird: Santa Maria della Salute wurde auf einer Plattform erbaut, die auf 100.000 Holzpfeilern steht. Ich jedenfalls war baff.

Doch die 100.000 Pfeiler waren sicher eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Opfern, welche die Seuche von 1630 forderte. Die Pest hatte Venedig schon im Jahre 1575 heimgesucht. Damals errichtete man die Erlöser-Kirche, die Redentore, um an die Wiedergeburt der Stadt nach der Katastrophe zu erinnern.

Die Venetianer haben ihre ganz spezifischen Traditionen, um das Heilige, das Tragische und das Profane miteinander zu versöhnen. Ein gutes Bespiel für diese Mischung ist die castradina, eine wärmende Fleischsuppe, welche die Einheimischen nach der Andacht in geselliger Runde an den zahlreichen Ständen genießen. Diese Suppe isst man nur an einem einzigen Tag im Jahr – nur am 21. November.

 

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